Über

SİNEMA TRANSTOPIA

Wie lässt sich ein neues Kino in der transnationalen Gesellschaft gemeinsam gestalten? SİNEMA TRANSTOPIA, das Kino-Experiment von bi'bak, untersucht Kino als sozialen Diskursraum, als Ort des Austauschs und der Solidarität. Die kuratierten Filmreihen bringen diverse soziale Communities zusammen, verknüpfen geographisch entfernte und nahe Orte, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und dezentrieren einen eurozentristischen Blick durch transnationale, (post-)migrantische und postkoloniale Perspektiven. SİNEMA TRANSTOPIA steht für ein anderes Kino, das sich zugleich einer lokalen und einer internationalen Community verpflichtet sieht, das Kino als wichtigen Ort gesellschaftlicher Öffentlichkeit versteht, das filmhistorische als erinnerungskulturelle Arbeit betrachtet und sich für die Vielfalt der Filmkultur und Filmkunst einsetzt. Im Haus der Statistik am Berlin-Alexanderplatz schlägt das Kino-Experiment eine Brücke zwischen urbaner Praxis und Film und kreiert ein Ort, der Zugänge öffnet, Diskussionen anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt.

Gefördert durch den Haupstadtkulturfonds, die Conrad Stiftung und das Programm NEUSTART KULTUR

Die Veranstaltungsreihen können im Archiv abgerufen werden.

Reihen
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SİNEMANINO

Das Kinderprogramm von SİNEMA TRANSTOPIA

Konzept von Malve Lippmann und Dr. Martin Ganguly

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Common Cold

un.thai.tled Film Festival 2021

Kuratiert von Sarnt Utamachote und Rosalia Namsai Engchuan

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SİNEMA Retakes & Revisions

“Kino ist mehr als das Sehen von Filmen. Kino ist ein sozialer Diskursraum, ein Ort des Austausches und der Solidarität. Kino kann abseits von Kommerz und festgefahrenen Strukturen ein Raum sein, der Zugänge öffnet, Diskussionen anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt.” Mit diesem Anspruch eröffneten wir im September 2020 das Sinema Transtopia. In der unsicheren Situation zwischen zwei Lockdowns sollte das Kino-Experiment Zukunftsperspektiven für einen lebendigen Kinoraum entwerfen und einen Neuanfang wagen. Grund genug also, um nach mehr als einem Jahr Bilanz zu ziehen und einen zweiten Blick auf Filme zu werfen, die besondere Aufmerksamkeit verdient haben und die in diesen turbulenten Zeiten vielleicht untergegangen sind. Retakes & Revisions bietet deshalb einen kaleidoskopischen Überblick über das bisher gezeigte Programm und wirft Schlaglichter auf für uns besonders wichtige Filme oder Filme, denen wir in unseren Recherchen begegnet sind und die aus den verschiedensten Gründen nicht gezeigt werden konnten. 

Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und Berliner Projektfonds Urbane Praxis

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Sounding Womanhood

Feminist Gestures in Film

Kuratiert von Pia Chakraverti-Würthwein & Eirini Fountedaki

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Die fünfte Wand

Archivsichtungen mit Filmen von Navina Sundaram

Kuratiert von Merle Kröger und Mareike Bernien

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Veranstaltungen

Regie Narges Kalhor Deutschland 2019

76 Min., OmeU

In the Name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran

Mit einer Videobotschaft von Narges Kalhor

„Sag ihm einfach, du hast eine neue Idee, irgendwas über deine Heimat, was Politisches“, berät eine Freundin die Filmemacherin Narges Kalhor, die versucht, ihren Abschlussfilm fertigzustellen. Dass sie daran schier verzweifelt, liegt an einem weißen Redakteur, dessen Kommentare den Film aus dem Off immer wieder unterbrechen. Er möchte den Film, wie er sagt, den „Sehgewohnheiten” des Publikums näher bringen und fordert hier und dort noch „Heimatgeschichten“ sowie Bilder von einer Flucht oder „etwas nicht zu Kompliziertes“.So entstehen mehrere Filme in einem, und das Publikum wird Zeuge dieses Prozesses. Erzählen, Überreden und Überzeugen sind zentrale Motive. Kalhor strickt mit anarchistischer Freude und viel Humor diverse Geschichten zu einer Mockumentary zusammen, die schließlich das ganze redaktionelle Gerede doch nicht so sehr ernst zu nehmen scheint: Darin findet die Geschichte eines queeren syrischen Asylbewerbers ebenso Platz wie die einer aus dem Iran kommenden Bierbrauerin, privates Videomaterial steht neben Studioaufnahmen, und gerahmt wird das Ganze von einem Schattenspiel, das das berühmte Märchen von Scheherazade evoziert.

Narges Kalhor, geboren 1984 in Teheran, Iran. Sie studierte Filmregie und visuelle Kommunikation, beantragte 2009 bei einem Festival besuch in Deutschland politisches Asyl. Der Abschlussfilm ihres Filmstudiums In the Name of Scheherazade wurde beim Festival Visions du Réel in Nyon uraufgeführt und mit dem Preis des Goethe-Instituts für den besten Dokumentarfilm beim DOK Leipzig ausgezeichnet.

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Regie Assia Djebar Algerien 1982

58 Min., OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Philip Rizk und Bachir Amroune

The Zerda and the Songs of Forgetting

The Zerda and the Songs and Forgetting ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit den kolonialen Darstellungen des Maghreb. Unter Verwendung von „Bruchstücken einer verachteten Alltäglichkeit" (Djebar) und Gedichten, Dialogen und Gesängen auf Arabisch und Französisch dekonstruiert der Film orientalistische Bilder und legt unterschiedliche Ebenen der französischen Kolonisierung des Maghreb frei. Djebars Film ist nicht nur ein Frontalangriff auf koloniale Bilder, sondern übt durch seine Form eine antikoloniale Kritik an der Praxis der Bilderzeugung aus und attackiert die Herstellung von nationalen Identitäten und das Ziehen von Staatsgrenzen. The Zerda and the Songs of Forgetting ist eine rare Form des Filmemachens, die auf den Strategien der sowjetischen Montage aufbaut und diese in eine indigene Filmsprache transformiert, ohne dabei lediglich alte Techniken imitieren.

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Philip Rizk ist ein in Berlin lebender Filmemacher aus Kairo. Sein in Co-Regie mit Jasmina Metwaly entstandener Film Out on the Street (2015) wurde auf der Berlinale uraufgeführt und war Teil des deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig 2015. Rizk ist Mitglied bei Mosireen, dem Kollektiv hinter dem Videoarchiv 858.ma. Seine Texte sind online, in Zeitschriften und in Sammelbänden erschienen.

Bachir Amroune ist ein algerisch-deutscher Journalist und Filmemacher. Er hat an der Universität Köln mit einem Master of Arts in Islamwissenschaft, Philosophie und Linguistik abgeschlossen. Sein Interesse gilt Menschenrechten und internationaler Gerechtigkeit.

OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Ehsan Khoshbakht und Mehrnaz Saeed-Vafa

Mehrnaz Saeed-Vafa: Far From Home

Saless: Far from Home
Mehrnaz Saeed-Vafa, Iran 1998, 16 Min.

Silent Majority 
Mehrnaz Saeed-Vafa, USA 1987, 8 Min.

Jerry & Me 
Mehrnaz Saeed-Vafa, USA 2012, 38 Min.

Mehrnaz Saeed-Vafa: Far from Home wirft einen Blick auf iranische Filmkultur durch die Linse der iranisch-amerikanischen Filmemacherin Mehrnaz Saeed-Vafa, die gegen Ende der 1970er Jahre mit einigen prominenten Vertreter*innen der iranischen Nouvelle Vague zusammenarbeitete, bevor sie in die Vereinigten Staaten emigrierte. Ihre Filme sind intime, autobiografische Werke, die sich mit Fragen der kulturellen Identität und des Exils befassen. In Silent Majority isst eine Gruppe in einem Restaurant, in dem Zeichen von Intoleranz, Angst und Misstrauen in der Luft liegen. Saless: Far from Home ist ein bewegendes Porträt von Sohrab Shahid Saless. Es zeigt die Schlüsselfigur der iranischen iranische Nouvelle Vague (und später des Neuen Deutschen Films) während seiner letzten Tage im Exil in Chicago und kombiniert informelle Interviews mit zahlreichen Ausschnitten aus seinen Filmen. Die witzigen, temporeichen und vielschichtigen filmischen Memoiren Jerry & Me nutzen den Komiker Jerry Lewis, um zwiegespaltene Erinnerungen an den Iran freizulegen. Das Ergebnis ist eines der wichtigsten Werke des essayistischen Kinos des letzten Jahrzehnts.

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Ehsan Khoshbakht ist ausgebildeter Architekt, Filmkurator, Autor und Filmemacher. Er ist Co-Leiter des auf Filmgeschichte und -restaurationen spezialisierten Festival Il Cinema Ritrovato. Er hat ausführlich zu Film, Architektur, Jazz, amerikanischem und iranischem Kino geschrieben.

Mehrnaz Saeed-Vafa ist eine Filmemacherin und Professorin am Cinema and Television Arts Department, School of Media Arts, Columbia College Chicago. Sie ist Mitbegründerin und seit 1989 künstlerische Beraterin des Festival of Films from Iran. Sie hat umfangreich zum iranischen Kino geschrieben und zusammen mit Jonathan Rosenbaum ein Buch über Abbas Kiarostami verfasst.

OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Sarnt Utamachote und Suneil Sanzgiri

Re-Placement

Endnote 

Ashish Avikunthak, Indien 2005, 18 Min.

The Sea Runs Thru My Veins

Zara Zandieh, Deutschland 2019, 20 Min.

Sewing Borders

Mohamad Hafeda, Libanon 2018, 25 Min.

At Home But Not at Home

Suneil Sanzgiri, USA 2019, 11 Min.

Der essayistische Kurzfilm The Sea Runs Thru My Veins zeigt eine Collage von postmigrantischen Stimmen aus unterschiedlichen geopolitischen Sphären. Daran anschließend ruft At Home But Not at Home durch den Einsatz von kontrastierenden Materialien postkoloniale Erinnerungen wach. Gemeinsam mit der Aneignung und Umdeutung von Landkarten in Sewing Borders und dem ästhetischen Einsatz von Undurchsichtigkeit, Gerüchten und Geheimnissen in Endnote entwirft jeder dieser Kurzfilme eine queere Gegenerzählung zu dominanten Narrativen und spiegelt dekoloniales Wissen wieder. Alle vier Filme lassen nachvollziehen, wie unsichtbar gemachte Personen die Räume, die ihre Körper normalerweise besetzen, durchkreuzen und überschreiten.

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Sarnt Utamachote (ษาณฑ์ อุตมโชติ) ist eine nonbinäre Filmemacher:in und Kurator:in. Sie ist die Mitgründer:in von un.thai.tled, einem Künstler*innen-Kollektiv aus der deutschen Thai-Diaspora, mit dem sie das un.thai.tled Film Festival Berlin und Beyond the kitchen: Stories from the Thai Park kuratiert hat. Ihre Videoinstallation I Am Not Your Mother (2020) wurde am International Film Festival Rotterdam ausgestellt und ihr Kurzfilm Soy Sauce (2020) wurde u.a. am OutFest Fusion LA, Xposed Berlin und Queer East London 2021 gezeigt.

Suneil Sanzgiri ist ein Künstler, Wissenschaftler und Filmemacher. Sein Werk umfasst experimentelle Video- und Filmarbeiten, Animationen, Essays und Installationen und setzt sich mit Fragen der Identität, des Erbes, der Kultur und der Diaspora im Zusammenhang mit struktureller Gewalt auseinander. Im Jahr 2017 schloss er sein Studium am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit einem Master of Science in Art, Culture and Technology ab.

OmeU

Im Anschluss Gespräch mit John Sundholm und Ahmet Gürata

Jordmannen (The Earthmen) + Ulkomaalainen/Yabancı

Jordmannen (The Earthmen)
Muammer Özer, Schweden 1980, 27 Min.

Ulkomaalainen/Yabancı
Schweden/Finnland 1983, Muammer Özer, 38 Min.

Jordmannen erzählt die Geschichte eines Einwanderers aus Anatolien, der in der Hoffnung auf ein besseres Leben in ein neues Land kommt. Der Alltag des namenlosen Protagonisten, der als Knetfigur dargestellt wird, ist von Entfremdung, Rassismus und Ausbeutung bestimmt. Es ist eine grimmige Darstellung eines Arbeitsmigranten in einer westlichen Wohlstandsgesellschaft, der exemplarisch für viele andere steht: Der unqualifizierte Arbeiter wird lediglich nach seinen Leistungen bewertet. Erzählt  wird mal in der ersten und mal in der dritten Person mit Puppen, Spielzeugen und Schauspieler*innen in Live-Action, gedreht wird mit Farb- und Schwarz-Weiß-Film in einer episodenhaften Struktur. In Ulkomaalainen/Yabancı verlässt ein junger Mann die Türkei und geht nach Finnland, um dort Geld für ein besseres Leben zu verdienen. Doch schon bald zerreißt es ihn: einerseits die harte Fabrikarbeit, die Reizüberflutung durch Konsumangebote und die scheinbar ständige sexuelle Verfügbarkeit der Frauen, andererseits die Nachrichten über politische Missstände in seiner Heimat. Sein fast wahnhafter Zustand findet in der Montage dokumentarischer und surreal anmutender Bilder seinen filmischen Ausdruck. Der Film enthält umfangreiches dokumentarisches Filmmaterial aus der Türkei der 1970er Jahre.

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John Sundholm ist Professor für Filmwissenschaft an der Universität Stockholm und hat zahlreiche Publikationen über „minor cinemas“ veröffentlicht. Er arbeitet auch als Filmkurator und leitet seit 2002 AVANT, Skandinaviens einzige regelmäßige internationale Veranstaltung für Experimentalfilm.

Ahmet Gürata ist Wissenschaftler, Filmkritiker und Festivalkurator. Derzeit ist er Gastwissenschaftler am Institut für Türkeistudien (SUITS) an der Universität Stockholm. Er hat in Anthologien und Zeitschriften zur Geschichte des türkischen Kinos, zur Rezeption, zu Remakes und zum Dokumentarfilm veröffentlicht. Außerdem arbeitet er als Programmgestalter für das Festival on Wheels und das Antalya Golden Orange Film Festival.

Regie Mrinal Sen Indien 1971

85 Min., OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Kunal Sen und Promona Sengupta

Interview

Lederschuhe, Anzug, Krawatte, gekämmte Haare und ein frisch rasiertes Gesicht: Ranjit Mallick muss einen guten Eindruck machen für sein Bewerbungsgespräch bei einer indisch-britischen Firma. Doch sein Anzug ist in der Wäscherei, die gerade streikt. Also beginnt eine rasante Jagd nach einem neuen Anzug. Mrinal Sen’s politisch aufgeladene Komödie kombiniert dokumentarische Alltagsbilder, Slapstick, Wochenschauaufnahmen, experimentelle Montagetechniken, Collagen aus Fotografien, Jump-Cuts und Reißzooms. Mehrfach durchbricht der Film die vierte Wand und adressiert das Publikum: Warum eigentlich braucht man unbedingt einen Anzug, um eine Chance auf einen Job zu haben? Unter kreativem Einsatz unterschiedlichster filmischer Mittel formuliert Interview eine rasende Kritik an der Übernahme von Statussymbolen der ehemaligen britischen Kolonialherren.

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Kunal Sen studierte Physik, wechselte dann zur Informatik und promovierte in Artificial Intelligence an der University of Illinois. Er arbeitete als Wissenschaftler in einem medizinischen Forschungslabor, schrieb technische Lehrbücher. Derzeit ist er Global Chief Information Officer für die Encyclopaedia Britannica, zu der Britannica und Merriam-Webster gehören. Er hat auch eine aktive Kunstpraxis und arbeitet in verschiedenen Medien, einschließlich elektronischer kinetischer Kunst.

Promona Sengupta ist Wissenschaftlerin, Aktivistin und Kuratorin. Derzeit promoviert sie am International Research Center Interweaving Performance Cultures der FU Berlin. Sie ist Mitbegründerin von Mo'Halla, einem Pop-up-Space für progressive Kunst, Kultur und Politik in Berlin. Sie hat als Kuratorin für die Khoj International Artists' Association in Neu-Delhi und für verschiedene internationale Ausstellungen in Asien gearbeitet. 

OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Borjana Gaković und Diana Nenadić

Mein Bruder in der Fremde I Moj Brate i Tudjini

Inventur - Metzstraße 11
Želimir Žilnik, BRD 1975, 9 min. OmeU

Abschied
Želimir Žilnik BRD 1975, 9 min. OmeU

Gastarbeiter
Bogdan Žižić, BRD / Jugoslawien 1977, 17 min. OmeU

Specijalni vlakovi / Sonderzüge 
Krsto Papić, Jugoslawien 1972, 12 min. OmeU

Na Objedu / Bei der Mahlzeit 
Vefik Hadžismajlović, Jugoslawien 1972, 9 min. OmeU

Halo München / Hallo München
Krsto Papić, Jugoslawien 1967, 13 min. OmeU

Dernek / Party 
Zoran Tadić, Jugoslawien 1975, 12 min. OmeU

Das Kurzfilmprogramm versammelt die dokumentarischen Arbeiten jugoslawischer Regisseure Anfang und Mitte der 1970er Jahre, die im Umfeld der Zagreber und Belgrader Filmklubs sowie der Dokumentarfilmschule in Sarajevo entstanden sind. Die Filme thematisieren aus unterschiedlichen Perspektiven die problematischen Auswahl- bzw. Anwerbungsprozesse und die Lebensbedingungen im Alltag sowohl der sogenannten Gastarbeiter*innen in Deutschland, als auch die ihrer Angehöriger, die im Heimatland verblieben sind. Den Höhepunkt des Programms bildet ein lange verschollen geglaubter Film von Želimir Žilnik, der vor Kurzem im Archiv des Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) gefunden wurde. Dass dieser Film weder in einem deutschen, noch in einem jugoslawischen nationalen Filmarchiv adäquat aufbewahrt wurde, wirft viele Fragen auf: in Bezug auf die hegemoniale Filmgeschichtsschreibung und -Archivierung, und auf deren Verhältnis zu Themen der Migration – und zwar in beiden Ländern.

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Borjana Gaković ist Film- und Medienwissenschaftlerin. Sie ist als Autorin und als Dozentin im Bereich der Film- und Kinokultur sowie als Kuratorin meist historischer Kinoprogramme tätig, oft mit Bezug auf Feminismen in der Filmgeschichte.

Diana Nenadić, Filmkritikerin und Redakteurin, veröffentlicht seit Mitte der 1980er Jahre in kroatischen Zeitschriften. Als eine der wenigen kroatischen Filmkritikerinnen, die sich mit Dokumentar- und Experimentalfilm befassen, war sie als Kuratorin von Filmprogrammen und Retrospektiven für verschiedene Festivals und Ausstellungen tätig.

Regie Ferit Karahan Türkei/Rumänien 2021

85 Min., OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Ferit Karahan

Okul Tıraşı I Brother’s Keeper

Hoch oben in den Bergen, mehr als 2000 Meter über dem Meer, liegt ein türkisches Internat für kurdische Schüler. Unter militärischem Drill sollen sie hier zu „wertvollen Bürgern für Land und Nation“ erzogen werden. Während die Schule eingeschneit von der Außenwelt abgeschnitten ist, versucht Yusuf in diesem Umfeld Hilfe für seinen kranken Freund Mehmet zu finden. Immer mehr drängt sich die Frage auf, wer die Verantwortung für Mehmets kritischen Zustand trägt. Der Regisseur Ferit Karahan nutzt die in sich geschlossene Parallelwelt des Internats als Spiegel eines von Militarismus, maskuliner Härte und Missachtung gegenüber der kurdischen Minderheit geprägten Landes.

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Ferit Karahan wurde 1983 in Muş in der Türkei geboren. Er arbeitete zunächst als Regieassistent und begann dann, eigene Kurzfilme zu drehen. Sein Debütfilm The Fall from Heaven wurde auf dem Filmfestival Antalya mit dem Hauptpreis und auf dem Ankara International Film Festival mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Okul Tıraşı ist Karahans zweiter Langfilm.