Über

bi’bak's recherchebasierte Ausstellungen nehmen in (West-) Europa wenig beleuchtete Narrative in den Blick, um neue Perspektiven zu generieren, die für ein komplexes Verständnis sozialpolitischer und sozioökonomischer Zusammenhänge weltweit entscheidend sind.

Ausstellungen
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SILA YOLU | Berlin

Der Ferientransit in die Türkei und die Erzählungen der Autobahn

Von Malve Lippmann und Can Sungu

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SILA YOLU | Istanbul

Der Ferientransit in die Türkei und die Erzählungen der Autobahn

Von Malve Lippmann und Can Sungu

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SILA YOLU | Istanbul

Sıla yolu, Autoput, Todesstraße, Heimatweg – die ehemalige Europastraße 5 (E5) zwischen Deutschland und der Türkei hat viele Namen. Die Transitstrecke diente ganzen Generationen von Arbeitsmigrant*innen als Hauptverbindungsweg zwischen Westeuropa und ihren Herkunftsstaaten. Noch immer ist die einstige „Gastarbeiterroute“ eine wichtige Strecke für Urlauber*innen, Pendler*innen sowie die neuen Migrant*innengruppen.

Für die Installation SILA YOLU – Der Ferientransit in die Türkei und die Erzählungen der Autobahn führten Malve Lippmann und Can Sungu von bi'bak zahlreiche Gespräche mit Reisenden, Familien, Autobahn- und Picknickexpert*innen auf der alten und neuen Route. Ergänzt durch Text- Bild- und Filmmaterial von früher und heute erzählt die Ausstellung von der Strecke, vom alten und neuen Europa, von Grenzen und Hindernissen und von den sich verändernden Landschaften entlang des sıla yolu (türkisch für: Heimatweg).

In einer audiovisuellen Installation, die in einen Ford Transit (Baujahr 1985) eingebaut ist und zwischen 2016 und 2017 an verschiedenen Orten in Berlin und in Istanbul Station machte, wird die Autobahnroute zwischen Deutschland und der Türkei in all ihren Facetten thematisiert. Im Fokus des Ausstellungsprojektes steht das individuelle und kollektive Suchen eines Wegs, das Finden von Destinationen und Startpunkten, das Zurücklegen von Wegstrecke und das Mitbringen und Mittransportieren von Erwartungen, Fantasien, Erinnerungen und Artefakten. Das Projekt setzt sich nicht nur mit dem physischen Weg zwischen zwei Orten auseinander, sondern auch mit dem komplexen Emotionsraum, in dem die Konzepte von Kultur, Identität und Gemeinschaft rasant oszillieren, aber manchmal auch an unverrückbare Vorstellungen gefesselt sind. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung einen wichtigen Teil deutsch-türkischer Migrationsgeschichte.

Zur Ausstellung ist eine Publikation mit wissenschaftlichen, künstlerischen und literarischen Beiträgen erschienen, die bei bei uns per Email bestellt werden oder hier heruntergeladen werden kann.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Projektwebsite.

Konzept und künstlerische Leitung: Malve Lippmann, Can Sungu
Projektassistenz: Esra Akkaya, Duygu Atçeken, Hanna Döring, Lukas Renner
Workshopleitung: Tuna Arkun, Malve Lippmann
Grafikdesign: Çağın Kaya

Malve Lippmann studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und am Institut für Kunst im Kontext (UdK) in Berlin. Als freiberufliche Bühnenbildnerin und Künstlerin zeichnete sie international verantwortlich für die Gestaltung zahlreicher Performances, Opern- und Schauspielproduktionen. Seit 2010 ist Malve Lippmann als Kuratorin und Kulturmanagerin tätig, leitet künstlerische Workshops und Seminare und ist in diversen Kultur- und Community-Projekten aktiv. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von bi’bak und SİNEMA TRANSTOPIA.

Can Sungu studierte Filmdesign und visuelles Kommunikationsdesign in Istanbul und am Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Er leitete Workshops und Seminare im Bereich Film und veröffentlichte Texte zu Film und Migration. Als Künstler nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem an der MMSU Rijeka, dem Künstlerhaus Vienna und REDCAT Los Angeles. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi'bak.

Zu den Veranstaltungen

Veranstaltungen
DEPO, Istanbul

INTERDISZIPLINÄRE BETRACHTUNGEN ZUR AUTOBAHN

frontend.im_anschluss_x. Gökhan Mura und Ömer Alkın

SEITENSTREIFEN

Begleitend zur Ausstellung SILA YOLU – Der Ferientransit in die Türkei und die Erzählungen der Autobahn findet das Symposium SEITENSTREIFEN – interdisziplinäre Betrachtungen zur Autobahn im DEPO Istanbul statt. Drei Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen diskutieren über ihre Arbeiten zur Autobahnroute zwischen Deutschland und der Türkei, die von vielen Generationen befahren und bewältigt wurde. Ömer Alkın (Filmwissenschaftler, Heinricht-Heine-Universität Düsseldorf) forscht zu türkischen Migrationsfilmen, in denen die Wegstrecke zwischen den beiden Ländern ein häufiges Motiv ist. Gökhan Mura (Designtheoretiker, Izmir Ekonomi Üniversitesi) beschäftigt sich mit den Mitbringseln der türkischen Migrant*innen aus Westeuropa und deren ideellen Wertzuschreibungen. Martina Priessner (Filmemacherin) gibt Einblicke in ihre langjährige Recherche auf der Route und ihr begonnenes Filmprojekt zum Thema. Den Präsentationen folgt eine Diskussion mit den Referent*innen sowie ein Erfahrungsaustausch mit dem Publikum zum sıla yolu.

Die Veranstaltung wird unterstützt vom Goethe-Institut Istanbul.

Gökhan Mura ist Assistenzprofessor für visuelles Kommunikationsdesign an der Izmir University of Economics. Er promovierte an der Fakultät für Industriedesign der Technischen Universität Istanbul.

Ömer Alkın ist Medien- & Kulturwissenschaftler und Filmemacher. Seine Forschungsschwerpunkte sind Migration, Film und Rassismus. Seine Schriften sind in zahlreichen Büchern und Zeitschriften erschienen. Zuletzt: "Die visuelle Kultur der Migration. Geschichte, Ästhetik und Polyzentrierung des Migrationskinos" (2020, transcript). Er lebt und arbeitet im Ruhrgebiet und in Köln.