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bi’baxchange strebt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Akteur*innen und Initiativen aus unterschiedlichen Disziplinen der Kunst und Wissenschaft an. Ausgehend von interdisziplinären und transnationalen Kooperationsprojekten sucht bi’baxchange den Austausch von Ideen, Perspektiven und Know-How. In Lecture-Performances, Pop-Up-Ausstellungen, Lesungen und Präsentationen fokussiert sich das Programm auf die dezentrale, rhizomhafte Verbindung von Kunst, Design, Wissenschaft, Partizipation, Stadtraum und lokalem Engagement.

 

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Deutsch-türkische Film- und Videokultur in Berlin

Konzept von Can Sungu

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In Berlin lebt eine große deutsch-türkische Community, die heute ein fester Bestandteil des Berliner Kulturlebens ist. Mit dieser Community etablierte sich über die Jahre auch die türkische Filmkultur in Berlin. Angefangen mit Vorführungen türkischer Filme in Berliner Kinos, eroberte in den 1980er Jahren das türkischsprachige Video als willkommene Alternative zu den ausschließlich deutschen Fernsehsendern den Markt. Eine zentrale Rolle spielten dabei die zahlreichen Videotheken, in denen diese Filme angeboten wurden, ebenso wie der „Türkische Basar” am U-Bahnhof Bülowstraße. In den Familien wurden die Videoabende zu wichtigen sozialen Events, zu denen Nachbar*innen und Freund*innen eingeladen wurden. Neben der gesamten Palette der Yeşilçam-Produktionen (der damaligen Istanbuler FIlmindustrie) mit seinen Komödien, Melodramen und Actionfilmen fanden auch u.a. in Deutschland produzierte türkische Filme Anklang, in denen die Migrationserfahrungen, die Entfremdung von der Herkunftsregion bzw. dem Herkunftsland, Identität, Religion und Familie thematisiert wurden. Diese Filme und ihre Ästhetik haben eine ganze Generation anerkannter deutscher Filmemacher*innen wie z.B. Thomas Arslan, Fatih Akin, Ayse Polat u.a. geprägt. Die Geschichte dieser in Deutschland entstandenen migrantischen Filmkultur fehlt bisher fast gänzlich in den Diskursen zum postmigrantischen Film. Die Filme und ihre transnationalen Narrative, sowie die dazugehörenden Orte und Akteur*innen sind ein wichtiges Zeugnis deutscher Film- und Kulturgeschichte und müssen so auch erinnert und wahrgenommen werden. Mit dieser Publikation widmet sich bi’bak der Wiederentdeckung der deutsch-türkischen Film- und Videokultur in Berlin.

Kuratiert von Can Sungu. Beiträge von Ömer Alkin, Cem Kaya u.a. 

Gefördert durch das Programm zur Förderung zeitgeschichtlicher und erinnerungskultureller Projekte der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Can Sungu studierte Filmdesign und visuelles Kommunikationsdesign in Istanbul und am Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Er leitete Workshops und Seminare im Bereich Film und veröffentlichte Texte zu Film und Migration. Als Künstler nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem an der MMSU Rijeka, dem Künstlerhaus Vienna und REDCAT Los Angeles. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi'bak.

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Veranstaltungen

BITTE  ZURÜCKSPULEN: Türkische Videokassetten in Deutschland

Als in den frühen 1980er Jahren in Deutschland die ersten Videorekorder aufkamen, wurde die neue Technologie vor allem in den deutsch-türkischen Communities begrüßt. Während im Fernsehen kaum türkischsprachige Programme verfügbar waren, konnte man nun auf Videokassetten türkische Kinofilme schauen. Die Videoabende wurden zu zentralen sozialen Events, zu denen Familie, Nachbar*innen und Freund*innen zusammenkamen. Bald wurden zahlreiche Video-Produktionsfirmen in Deutschland gegründet, die aus der Türkei importierte Filme auf Videokassetten überspielten und sie bundesweit an Händler, Videotheken und türkische Supermärkte vertrieben. Die Videos füllten eine Marktnische, die ganz gezielt das türkische Publikum in Deutschland ansprach. 

Mit Replaying Home hat Can Sungu eine Video-Collage geschaffen, welche anhand von ausgewählten Ausschnitten aus türkischen Filmen, die in den 1970er und 80er Jahren in Deutschland gedreht wurden, eine neue Narration etabliert. Der Film lädt zu einer Reise durch ein fiktives Universum ein, das auf Stereotypen, Kulturschock, Okzidentalismus, Heimweh und den Traumata des Lebens in der Fremde basiert. Erweitert durch Videoschnipsel und Vorträge, gibt die Veranstaltung Einblicke in die türkische Film- und Videokultur in Deutschland und diskutiert die Rolle, welche diese Filmkultur in der deutschen Kulturgeschichte und Erinnerungskultur einnehmen sollte.

Regie Cem Kaya Deutschland 2014

96, OmeU

Im Anschluss Gespräch mit Cem Kaya

BITTE ZURÜCKSPULEN: Remake, Remix, Rip-Off

Die türkische Yeşilçam-Filmindustrie war in den 1960er und 70er Jahren einer der größten Filmproduzenten der Welt. Da das Fernsehen erst Mitte der 70er Jahre Einzug in türkische Wohnzimmer hielt, war Kino neben dem Radio das einzige und günstigste Massenmedium. In den großen Open-Air-Kinos des Landes wurden mehrere Filme hintereinander gezeigt. Häufig wurde das Kinoerlebnis mit einem Picknick verbunden. Cem Kaya, der mit Yeşilçam-Filmen aus den türkischen Videotheken in Deutschland aufwuchs, zeichnet in seinem Dokumentarfilm die Kopierpraxis der türkischen Filmschaffenden von den Anfängen des türkischen Kinos bis hin zu den heutigen Fernsehserien nach. Die Arbeiten an seinem Kompilationsfilm erstreckten sich über sieben Jahre, in denen tausende Filme gesichtet und etwa hundert Interviews geführt wurden.

Cem Kaya ist ein Dokumentarfilmemacher aus Berlin. Aus den Kulturwissenschaften kommend, verbindet er in seinen Filmen humorvolles Geschichtenerzählen mit tiefem Hintergrundwissen. Remake, Remix, Rip-Off wurde auf einigen der wichtigsten internationalen Filmfestivals gezeigt, darunter die Berlinale und das Locarno Film Festival.