Über

SİNEMA TRANSTOPIA

Wie lässt sich ein neues Kino in der transnationalen Gesellschaft gemeinsam gestalten? SİNEMA TRANSTOPIA, das Kino-Experiment von bi'bak, untersucht Kino als sozialen Diskursraum, als Ort des Austauschs und der Solidarität. Die kuratierten Filmreihen bringen diverse soziale Communities zusammen, verknüpfen geographisch entfernte und nahe Orte, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und dezentrieren einen eurozentristischen Blick durch transnationale, (post-)migrantische und postkoloniale Perspektiven. SİNEMA TRANSTOPIA steht für ein anderes Kino, das sich zugleich einer lokalen und einer internationalen Community verpflichtet sieht, das Kino als wichtigen Ort gesellschaftlicher Öffentlichkeit versteht, das filmhistorische als erinnerungskulturelle Arbeit betrachtet und sich für die Vielfalt der Filmkultur und Filmkunst einsetzt. Im Haus der Statistik am Berlin-Alexanderplatz schlägt das Kino-Experiment eine Brücke zwischen urbaner Praxis und Film und kreiert ein Ort, der Zugänge öffnet, Diskussionen anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt.

Gefördert durch den Haupstadtkulturfonds, die Conrad Stiftung und das Programm NEUSTART KULTUR

Die Veranstaltungsreihen können im Archiv abgerufen werden.

Reihen
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SİNEMANINO

Das Kinderprogramm von SİNEMA TRANSTOPIA

Konzept von Malve Lippmann und Dr. Martin Ganguly

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Common Cold

un.thai.tled Film Festival 2021

Kuratiert von Sarnt Utamachote und Rosalia Namsai Engchuan

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Sounding Womanhood

Feminist Gestures in Film

Kuratiert von Pia Chakraverti-Würthwein & Eirini Fountedaki

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Die fünfte Wand

Archivsichtungen mit Filmen von Navina Sundaram

Kuratiert von Merle Kröger und Mareike Bernien

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Images Moving For Support

präsentiert von Mikhail Lylov

Der Krieg in der Ukraine vernichtet Menschenleben und zerstört Lebensweisen. Putins militärische Invasion findet nicht nur auf dem Boden statt, sondern zielt darauf ab, die Geschichte umzuschreiben und sie durch ein mythologisches Schema zu ersetzen, in dem die Ukraine kein Recht auf eine unabhängige Existenz hat. Die Aggression des Putin-Regimes ist ein Angriff auf die Pluralität der Narrative und auf das Recht auf jede Art der Erinnerung, die von der offiziellen Ideologie abweicht. Dieser Krieg testet unsere Fähigkeit, gemeinsam zu denken und zu handeln. Kunst kann zwar nicht verhindern, dass Raketen oder Bomben auf die Städte fallen, aber sie trägt dazu bei, Zonen der Autonomie für persönliche Erinnerungen, politische Reflexion und Kritik zu schaffen; sie schafft Konzepte, mit denen man für eine offene Zukunft kämpfen kann. Ein solcher Kampf kann nur über das Kennenlernen und Verstehen einer Vielzahl progressiver politischer und sozialer Positionen geführt werden, die als Reaktion auf die Politik innerhalb der postsowjetischen Geographien entstanden sind. (Mikhail Lylov)

Bei der Vorführung wird eine Spendenaktion organisiert. Der Erlös wird gespendet für medizinische und humanitäre Hilfe in der Ukraine und für die Unterstützung von Menschen, die durch die Folgen des Krieges vertrieben wurden.

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Veranstaltungen

OmeU

Letter to a Turtledove + So They Won't Say + In Memory of Antonina Nikolayevna + NO!NO!NO!

Im Anschluss an das Screening gibt die Künstlerin und Aktivistin Marya Dmitrieva ein Statement, präsentiert von Mikhail Lylov

Jeder Film dieses Programms befasst sich mit einem anderen Fragment des Lebens, einem anderen Raum, in dem Gewalt und die Art und Weise, wie mit ihren Folgen umgegangen wird, nachhallen. Diese Räume können private oder öffentlich sein, eine gemeinsame Geschichte oder eine persönliche Erinnerung, mentale Räume oder Landschaften. Die Autor*innen der Filme beleuchten eine Gesellschaft, die zum einen ein offenes Kriegsgebiet im Osten hatte und gleichzeitig die Positionen zu ihrer Geschichte und ihren politischen Ausrichtungen überarbeitet hat.

Letter to a Turtledove
Dana Kavelina, Ukraine 2020, 20 min. Russische OV mit englischen Untertiteln

Letter to a Turtledove ist eine künstlerische Überarbeitung von Found Footage-Material, das während des Krieges in der ukrainischen Donbass-Region aufgenommen wurde. Durch Zwischenschnitte zu animierten Segmenten, inszenierten Szenen und Archivbildern schafft Kavelina aus dem Material ein feministisches Antikriegs-Filmgedicht.

So They Won't Say We Don't Remember
Yarema Malashchuk/Roman Himey, Ukraine 2020, 24 min. ohne Dialog

Die Videoarbeit befasst sich mit den verborgenen und sichtbaren Elementen der postindustriellen Landschaft des Donbass. In dem Film folgen Einheimische und Künstler*innen an der Oberfläche einem der unterirdischen Wege der Novator-Mine.

In Memory of Antonina Nikolayevna on Lost Love
Oleksandr Steshenko/Kateryna Libkind/Roman Himey/Yarema Malashchuk/Pavlo Yurov, Ukraine 2020, 30 min. Russische OV mit englischen Untertiteln

In Memory of Antonina Nikolayevna on Lost Love basiert auf einem Drehbuch von Oleksandr Steshenko - einem Menschen mit Down-Syndrom und einem großen Liebhaber von Soap Operas. Der Film nutzt Techniken der Entfremdung, um ein leidenschaftliches Liebesdrama zu erzählen, das wegen den Konventionen einer “normalen” Gesellschaft in Rache und häusliche Gewalt eskaliert.

NO!NO!NO!
Mykola Ridnyi, Ukraine 2017, 22 min. Russische OV mit englischen Untertiteln

Die Hauptfiguren dieses Films sind junge Menschen aus Kharkiv, einer Stadt im Osten der Ukraine. Sie sind Anfang zwanzig, als der Krieg in der benachbarten Region Donbass ausbricht. Die Nähe zum Krieg wirkt sich auf jede der Figuren und ihre Aktivitäten aus. Die Protagonist*innen reagieren auf die politischen Ereignisse durch ihre spezifischen Beziehungen zum städtischen Raum und der Realität der sozialen Medien.

Marya Dmitrieva ist eine Medienkünstlerin und Aktivistin aus St. Petersburg. Sie ist Mitorganisatorin der queeren anarcho-feministischen Gruppe Studio 4413, die sich mit der Umsetzung zeitgenössischer kritischer Theorie in der Sprache alltäglicher Praktiken beschäftigt.

OmeU

Street of our Memory + All Other Things Equal + Holy God

Im Anschluss an das Screening geben die Künstlerin und Aktivistin Natalia Tikhonova and das Media Resistance Collective ein Statement, präsentiert von Mikhail Lylov

Wenn die Geschichte der Dissident*innen und der Gulags in russischen Schulen gelehrt würde, wäre Russland vielleicht nicht da, wo es heute ist. Würde an russischen Schulen ukrainische, tschetschenische, georgische, armenische, weißrussische, tadschikische und usbekische, baltische, finnische und uralische Sprachen unterrichtet, wäre Russland vielleicht nicht da, wo es heute ist. Wenn feministische Politiker*innen das öffentliche Denken dominieren würden, würden wir nicht über eine Politik der Interessenkonflikte zwischen Staaten und imperialistische Invasionen sprechen. Es gäbe wahrscheinlich weniger Kriegsverbrechen und keinen Faschismus, Diskriminierung würde nicht überhand nehmen. Ist es Zufall, dass die Hoffnung eines breiten Antikriegsprotests in Russland auf den Müttern der zukünftigen Wehrpflichtigen ruht?

Street of our Memory
Tatjana Efrussi, Russland 2019, 23 min. Russische OV mit englischen Untertiteln

“Der Film dokumentiert eine Veranstaltung, die im Dezember 2019 in Norilsk, Russland, organisiert wurde. Ihr zentrales Element war eine geführte Bustour durch die Sewastopolskaja-Straße. In den 1940er Jahren wurde Sewastopolskaja von den Gefangenen, die die Hauptbevölkerung der arktischen Lagerstadt waren, entworfen und aufgebaut. In den 1980er Jahren verfiel ein großer Teil der ursprünglichen Strukturen und wurde abgerissen. Der Abriss löste heftige Proteste und Debatten in der Norilsker Bevölkerung aus, die sich noch heute mit Nostalgie an die Häuser von Sewastopolskaja und ihre Atmosphäre erinnert.” (Tatjana Efrussi)

All Other Things Equal
Anya Tsyrlina, Russland 2020, 20 min. ohne Dialog

Kurzfilme, die das alltägliche und außergewöhnliche Leben von Frauen zeigen, waren in den 1970er und 1980er Jahren ein Hauptbestandteil der staatlich geförderten sowjetischen Dokumentarfilmproduktion. Was können wir heute in diesen Filmen sehen? Enthalten diese Bilder eine Idee von Gleichheit in der Gesellschaft, wie verhalten sie sich zu den "westlichen" feministischen Idealen, Gedanken und Prinzipien?

Holy God
Vladlena Sandu, Russland 2020, 25 min. Russische OV mit englischen Untertiteln 

“Ein Selbstporträt. Im Jahr 1998 wurde unsere Familie vom Militär angegriffen und wir sind aus Grosny (Tschetschenien) geflohen. Seitdem haben wir nie wieder darüber gesprochen.“ Vladlena Sandu erzählt eindringlich und mit Würde von sich selbst, ihrer Mutter und Großmutter, dem physischen und psychischen Trauma und dem alltäglichen Leben als Geflüchtete, einschließlich Hundefutter, Obdachlosigkeit und Intensivpflege. Am Neujahrstag würdigt Putin die Soldaten, die im Krieg in Tschetschenien „gegen den Terrorismus kämpfen“. 

Natalia Tikhonova ist eine multidisziplinäre Künstlerin und Wissenschaftlerin aus St. Petersburg. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Erinnerung, der Identität und persönlichen und politischen Grenzen.

Media Resistance ist ein Kollektiv, das nach der Invasion in der Ukraine gegründet wurde, um Strategien zur Unterstützung von Aktivist*innen zu entwickeln, die unter der politischen Repression in Russland leiden.