Regie Senka Domanović Serbien / Kroatien 2018
87 Min., OmeU
Regie Emek Bizim İstanbul Bizim initiative Türkei 2016
48 Min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Kaspar Aebi und Senem Aytaç
Berliner Förderprogramm Künstlerische Forschung @ SİNEMA TRANSTOPIA
Filmprogramm und Diskussionen mit dem Schwerpunkt Belarus
Kuratiert von Marina Naprushkina und Agnieszka Kilian
Filme mit abwesenden Protagonist:innen nach der DDR, nach 1990
Kuratiert von Anna Zett und Philipp Goll
Kuratiert von Sebahattin Şen
Kuratiert von Necati Sönmez
Handlungsfelder in der Umweltkrise
Kuratiert von Sarnt Utamachote, Malve Lippmann, Rosalia Namsai Engchuan und Pia Chakraverti-Würthwein & Eirini Fountedaki
Kuratiert von Özge Calafato
Kuratiert von Eirini Fountedaki, Cornelia Lund & Holger Lund (fluctuating images), Philip Rizk und Shohreh Shakoory
Kuratiert von Kaspar Aebi
Kuratiert von Popo Fan
Kuratiert von Sarnt Utamachote und Rosalia Namsai Engchuan
Kuratiert von Popo Fan, Tobias Hering, Malve Lippmann, Branka Pavlovic, Can Sungu, Sarnt Utamachote und Florian Wüst
Die Schließung öffentlicher Orte während der Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass sich die kollektive Erfahrung des Filmesehens im Kino nicht in die eigenen vier Wände verlagern lässt. Soziale Öffentlichkeit braucht die Kinos, in denen Filme gemeinsam gesehen werden können und diese Erfahrung mit anderen Menschen erleb- und vor allem diskutierbar wird. Denn Kino ist mehr als das Sehen von Filmen. Kino ist ein sozialer Diskursraum, ein Ort des Austausches und der Solidarität. Kino kann abseits von Kommerz und festgefahrenen Strukturen ein Raum sein, an dem Menschen der Filme wegen zusammenkommen, ein transtopischer Raum, der Zugänge öffnet, Diskussionen anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt. Kinos sind Teil einer öffentlichen Stadtarchitektur und gleichzeitig in sich geschlossene Sehnsuchtsorte mit utopischem Charakter. Auf der großen Leinwand erschließen sich uns vielfältige Welten, in die wir durch die Filme eintauchen können. Kino kann so neuartige Verbindungen zwischen der Welt des Films und der Stadt schaffen.
Mit diesen Überlegungen eröffnen wir am 3. September 2020 unser Kino-Experiment SİNEMA TRANSTOPIA imHaus der Statistik mit der Reihe RESTART: SİNEMA. Für das Eröffnungsprogramm haben wir uns mit verschiedenen Kurator*innen zusammengeschlossen, um eine Reihe mit Filmen zu gestalten, die das Kino als einzigartigen sozialen und ästhetischen Raum reflektieren.
Seit fünf Jahren veranstaltet bi’bak das Filmprogramm bi‘bakino, das transnationalen, postkolonialen und (post)-migratischen Perspektiven einen Raum gibt und damit lokales Geschehen zu globalen Entwicklungen ins Verhältnis setzt. Die Praxis von bi’bak hat gezeigt, dass das Kino als sozialer Begegnungsraum, der unterschiedliche Communities und ästhetische Herangehensweisen zusammenbringt, nicht an Bedeutung verloren hat. Ebenfalls gibt die Initiative Haus der Statistik Impulse, um aus dem ehemaligen DDR-Verwaltungsgebäude einen gemeinschaftlichen Ort zu machen, der Kultur, Soziales, Bildung und integriertes Wohnen miteinander verbindet. Daher hat unser mit Austausch und Partizipation engagiertes Kino in der Pioniernutzung des Haus der Statistik einen idealen Standort gefunden.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
Kuratiert von Popo Fan, Tobias Hering, Malve Lippmann, Branka Pavlović, Can Sungu, Sarnt Utamachote und Florian Wüst
Branka Pavlovic studierte Film-und Fernsehen an der Universität Belgrad und schloss 2009 mit dem Master im Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin ab. Seit 2009 leitet sie als Programmdirektorin das Human Rights Film Festival Free Zone in Belgrad. Als Stipendiatin entwickelte sie an der nGbK Berlin das Kunstvermittlungsprogramm und führt als freie Kunstvermittlerin und Workshopleiterin u.a. an der FU Berlin zahlreiche Seminare und Workshops durch.
Can Sungu studierte Filmdesign und visuelles Kommunikationsdesign in Istanbul und am Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Er leitete Workshops und Seminare im Bereich Film und veröffentlichte Texte zu Film und Migration. Als Künstler nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem an der MMSU Rijeka, dem Künstlerhaus Vienna und REDCAT Los Angeles. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi'bak.
Florian Wüst lebt als freischaffender Filmkurator, Künstler und Verleger in Berlin. Er ist Mitgründer der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt und war von 2016 bis 2020 Film- und Videokurator der transmediale.
Malve Lippmann studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und am Institut für Kunst im Kontext (UdK) in Berlin. Als freiberufliche Bühnenbildnerin und Künstlerin zeichnete sie international verantwortlich für die Gestaltung zahlreicher Performances, Opern- und Schauspielproduktionen. Seit 2010 ist Malve Lippmann als Kuratorin und Kulturmanagerin tätig, leitet künstlerische Workshops und Seminare und ist in diversen Kultur- und Community-Projekten aktiv. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von bi’bak und SİNEMA TRANSTOPIA.
Popo Fan, geboren 1985, ist ein in Berlin lebender Filmemacher, Kurator und Autor aus der chinesischen Diaspora. Zu seinen Filmen gehören queere aktivistische Dokumentarfilme und sex-positive Kurzfilme. Seit mehr als einem Jahrzehnt organisiert er das Beijing Queer Film Festival und gründete das Queer University Video Training Camp in China. Im Jahr 2019 kuratierte er bei bi'bak die Filmreihe "More Than A Midnight Rainbow" über in China produzierte und chinesischsprachige queere Filme.
Sarnt Utamachote (ษาณฑ์ อุตมโชติ) ist eine nonbinäre Filmemacher:in und Kurator:in. Sie ist die Mitgründer:in von un.thai.tled, einem Künstler*innen-Kollektiv aus der deutschen Thai-Diaspora, mit dem sie das un.thai.tled Film Festival Berlin und Beyond the kitchen: Stories from the Thai Park kuratiert hat. Ihre Videoinstallation I Am Not Your Mother (2020) wurde am International Film Festival Rotterdam ausgestellt und ihr Kurzfilm Soy Sauce (2020) wurde u.a. am OutFest Fusion LA, Xposed Berlin und Queer East London 2021 gezeigt.
Tobias Hering ist freier Filmkurator und Journalist und hat bei bi'bak zuletzt das Programm Freundschaft auf Zeit (2019) zu Vertragsarbeit und Internationalismus in der DDR vorgestellt. Er ist derzeit verantwortlich für das Archivprojekt re-selected der Kurzfilmtage Oberhausen. In diesem Rahmen recherchiert er u.a. zu Amos Vogels Arbeit als USA-Korrespondent der Kurzfilmtage in den 60er Jahren.
Regie Aylin Kuryel und Fırat Yücel Türkei 2019
57 min, OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Aylin Kuryel und Fırat Yücel
Regie Furqan Faridi, Ashfaque EJ, Shaheen Ahmed und Vishu Sejwal Indien 2019
43, OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Shivramkrishna Patil und Susanne Gupta
Vertragsarbeit und Internationalismus in der DDR
Kuratiert von Tobias Hering und Sun-ju Choi
Filmische Perspektiven von Roma aus Europa
Kuratiert von Hamze Bytyçi
Kuratiert von Amal Ramsis
Kuratiert von Malve Lippmann und Can Sungu
Queer Feminist Rebels
Kuratiert von Pembe Hayat KuirFest / Pink Life QueerFest, Esma Akyel und Esra Özban
Regie Afraa Batous Syrien, Libanon 2015
82 min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Lisa Jöris und Afraa Batous
Chinese X Queer X Film
Kuratiert von Popo Fan
Die Figur der Migration
Kuratiert von Ömer Alkın
Kuratiert von Necati Sönmez
Shifting Narratives
Kuratiert von Florian Wüst
Narrative und Erinnerungen transnationaler Familien
Kuratiert von Malve Lippmann und Can Sungu
Von Esra Özban
Syrische Gesellschaft und Politik vor und nach 2011
Von Amer Katbeh
Mobilitätsdiskurse im afrikanischen Film
Von Enoka Ayemba
Von Marie Rasper und Hanna Döring
Mobilität zwischen Tourismus und Migration
Von Malve Lippmann und Can Sungu
Von Florian Wüst
Eltern- und Kinderschicksale der Arbeitsmigration
Von Malve Lippmann und Can Sungu
Gesellschaftskritik im Deutsch-Türkischen Migrationskino
Von Can Sungu
Von Branka Pavlovic
OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Can Sungu
Regie Carmen Losmann Deutschland 2011
90 min., OmeU
Regie Suhaib Gasmelbari Chad / Frankreich / Deutschland / Qatar / Sudan 2018
94 min., OmeU
Als sich Umar al-Bashir mit seinem islamistischen “Revolutionären Kommandorat zur Errettung der Nation” (RCC) 1989 an die Macht putschte, mussten alle Kinos im Sudan schließen. Er blieb 30 Jahre autoritär regierender Präsident und wurde im April 2019 nach Protesten gestürzt. Nur zwei Monate zuvor feierte Talking about Trees Premiere. Der Film zeigt vier ältere Männer, Veteranen des sudanesischen Kinos und Mitglieder des 1989 gegründeten Sudanese Film Club, beim unermüdlichen Versuch, ein Open-Air-Kino wieder aufzubauen. Mit viel Witz und lakonischem Humor restaurieren sie Filme und renovieren Wände, sitzen zusammen und kämpfen gegen die widerstrebende Verwaltung.
Regie Emek Bizim İstanbul Bizim initiative Türkei 2016
48 min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Can Sungu, Zeyno Pekünlü und Fırat Yücel
Der geplante Abriss des Emek-Kino in Istanbul führte zu jahrelangen Protesten. Diese Protestbewegung, die von den Aktivist*innen mit Handyaufnahmen dokumentiert wurde, war ein erster Impuls für die Gezi-Proteste. Durch die Proteste entstand eine neue Öffentlichkeit, die sich auf der Straße und über das Internet organisierte, mit Live-Videos und Tweets die Geschehnisse dokumentierte und eine unabhängige Berichterstattung ermöglichte. Audience Emancipated trägt dieser sich ständig im Prozess befindenden “Berichterstattung von unten” Rechnung: „This film is an ongoing project by Emek Bizim İstanbul Bizim. As long as the struggle continues, the film’s editing will continue“, heisst es im Abspann des Films – darunter die E-Mail-Adresse des Kollektivs. Filmaufnahmen der Protestierenden, TV-Berichterstattung und das Geschehen kommentierende Filmclips werden im Verlauf des Films immer wieder neu gegeneinander gestellt: Aus der Gegenüberstellung von zwei Bildern entsteht ein dritter, vierter oder fünfter Gedanke und eine Vielzahl pointierter politischer Argumente. Selten ging aktivistisches Filmemachen so klug und auf der Höhe der Zeit mit filmischen Mitteln um.
Can Sungu studierte Filmdesign und visuelles Kommunikationsdesign in Istanbul und am Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Er leitete Workshops und Seminare im Bereich Film und veröffentlichte Texte zu Film und Migration. Als Künstler nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem an der MMSU Rijeka, dem Künstlerhaus Vienna und REDCAT Los Angeles. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi'bak.
Zeyno Pekünlü ist eine in Istanbul lebende Künstlerin und leitet das Produktions- und Forschungsprogramm der Istanbul Biennial (ÇAP) für junge Künstler*innen und Forscher*innen. Sie ist Mitglied des Institute of Radical Imagination und der Redaktion von Red Thread und Teil der Emek Bizim İstanbul Bizim initiative.
Fırat Yücel ist Filmkritiker und Filmemacher. Er war Mitbegründer und bis 2019 Chefredakteur der unabhängigen Filmzeitschrift Altyazı. Zur Zeit ist er Redakteur von Altyazı Fasikül: Free Cinema, Altyazı’s Beilage mit Fokus auf Kunstfreiheit. Seine filmische Arbeit umfasst Only Blockbusters Left Alive (2016), Welcome Lenin (2016), Audience Emancipated (2016) und CemileSezgin (2020). Er ist Teil der Initiative Emek Bizim İstanbul Bizim.
Regie Tsai Ming-Liang Taiwan 2003
82 min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Yun-hua Chen und Popo Fan
“In diesem Kino gibt es Gespenster! Da sind Gespenster!” sagt Chen Chao-jung zu dem japanischen Touristen Kiyonobu Mitamura, der kein Wort zu verstehen scheint. Inmitten von fließendem Wasser, leerem Raum und einsamen Seelen zeigt Tsai Ming-Liangs Spielfilm Goodbye Dragon Inn (2003) den letzten Abend eines alten Kinos in Taipeh, in dem der Wuxia-Klassiker Dragon Inn (1967) vorgeführt wird. Goodbye Dragon Inn ist ein Film über Erinnerung und Zeit, der in der Vergangenheit des Kinos nach Utopie und Hoffnung für die Zukunft sucht. Die Pandemie im Jahr 2020 hat die Filmindustrie schwer getroffen und die Kinos mussten fast ein halbes Jahr lang schließen. Zufälligerweise litt die Welt während der Veröffentlichung dieses Films im Jahr 2003 unter dem SARS-Virus, einem früheren Stamm des Coronavirus. Anscheinend suchen die Gespenster das Kino noch bis heute heim.
Yun-hua Chen ist promovierte Filmwissenschaftlerin, Kritikerin und Kuratorin. Ihre Monografie Mosaic Space and Mosaic Auteurs ist beim Neofelis Verlag in Berlin erschienen. Sie arbeitete als Festivaldirektorin des 26. dokumentART Film Festival in Neubrandenburg sowie als Jurymitglied von Fipresci und des Critics’ Award for Arab Films.
Popo Fan, geboren 1985, ist ein in Berlin lebender Filmemacher, Kurator und Autor aus der chinesischen Diaspora. Zu seinen Filmen gehören queere aktivistische Dokumentarfilme und sex-positive Kurzfilme. Seit mehr als einem Jahrzehnt organisiert er das Beijing Queer Film Festival und gründete das Queer University Video Training Camp in China. Im Jahr 2019 kuratierte er bei bi'bak die Filmreihe "More Than A Midnight Rainbow" über in China produzierte und chinesischsprachige queere Filme.
OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Sarnt Utamachote und Thaiddhi
Por Primera Vez
For the First Time
Octavio Cortázar, Kuba 1967, 10 min.
Kino Otok
Islands of Forgotten Cinemas
Ivan Ramljak, Kroatien 2016, 35 min.
Im Anschluss an das Screening Branka Pavlović im Gespräch mit Ivan Ramljak
Шильде
July
Darezhan Omirbayev, UdSSR 1988, 25 min.
Love in Cinema
Swan Yaung Ni, Myanmar 2016, 18 min.
Im Anschluss an das Screening Sarnt Utamachote im Gespräch mit Thaiddhi
Das Kurzfilmprogramm schlägt einen Bogen von heute bis zurück in die 1960er Jahre und zeigt die globale und historische Vielfalt von Kinokultur. Por Primavera Vez zeigt ein mobiles Kino in Kuba, das Charlie Chaplin’s Modern Times (1936) in ländliche Gebiete bringt. Die Menschen vor Ort, von denen viele noch nie einen Film gesehen haben, erzählen von ihren Erwartungen: “Ich stelle es mir wie eine Party vor. Ein Tanz oder so ähnlich. Ich habe noch nie einen gesehen, ich kann dir nicht sagen, was es ist.” Auch Шильде (July) führt in ein abgelegenes Kino auf dem Land: In ruhigen Einstellungen, die die Weite der kasachischen Steppe ausloten, versuchen zwei Jungen Geld für einen Kinobesuch aufzutreiben. Love in Cinema folgt einem alten Mann in das Kino, in dem seine verstorbene Frau gearbeitet hat. Die Erinnerungen an seine Frau und das Kino verbinden sich mit der Geschichte von Myanmar. Kino Otok erzählt die Geschichte eines Verlustes. Poetische Bilder zeigen die architektonischen Strukturen ehemaliger Inselkinos in Kroatien, die heute als Schießstand oder für Yogakurse genutzt werden. Auf der Tonspur hört man, wie sich die Bewohner*innen der Inseln an ihre Filmerlebnisse erinnern.
Sarnt Utamachote (ษาณฑ์ อุตมโชติ) ist eine nonbinäre Filmemacher:in und Kurator:in. Sie ist die Mitgründer:in von un.thai.tled, einem Künstler*innen-Kollektiv aus der deutschen Thai-Diaspora, mit dem sie das un.thai.tled Film Festival Berlin und Beyond the kitchen: Stories from the Thai Park kuratiert hat. Ihre Videoinstallation I Am Not Your Mother (2020) wurde am International Film Festival Rotterdam ausgestellt und ihr Kurzfilm Soy Sauce (2020) wurde u.a. am OutFest Fusion LA, Xposed Berlin und Queer East London 2021 gezeigt.
Thaiddhi ist Filmemacher, Produzent und Kameramann. Sein erster Kurzfilm Awake gewann den Preis für den besten Kurzfilm beim FAMU Fest 2009. Night (2017) unter der Regie von Htoo Paing Zaw Oo war sein erster Langfilm als Kameramann. 2018 war er Jurymitglied und 2019 Mitglied der Auswahlkommission des SeaShorts Film Festival, Malaysia.
OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Tobias Hering und Stefanie Schulte Strathaus
Jefferson Circus Songs
Suzan Pitt, USA 1976, 16 min., 16mm
Asparagus
Suzan Pitt, USA 1979, 19 min.
Amos Vogel war ein Pionier der unabhängigen New Yorker Film- und Kinoszene. Noch heute bietet sein Hauptwerk Film as subversive Art (1974) eine lesenswerte Querlektüre der Filmgeschichte als Geschichte einer fortgesetzten Auflehnung. Auf Deutsch erschien das Buch unter dem etwas reißerischen Titel “Kino wider die Tabus”, der jedoch ein zentrales Anliegen Vogels traf: Tabus, Zensur und Bigotterie sind einer freien Gesellschaft unwürdig, und das Kino muss als ein Ort der individuellen und gesellschaftlichen Emanzipation geschätzt und geschützt werden. Zwei Filme der Animationskünstlerin Suzan Pitt, Jefferson Circus Songs und Asparagus, bilden den Rahmen für ein Gespräch über Vogels Kinovision mit Stefanie Schulte Strathaus, deren eigene Arbeit im Kino Arsenal durch die Freundschaft mit Vogel nachhaltig geprägt wurde.
Im Rahmen von re-selected, einem Projekt der Kurzfilmtage Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Arsenal - Institut für Film und Videokunst im Rahmen von “Archive außer sich”.
Tobias Hering ist freier Filmkurator und Journalist und hat bei bi'bak zuletzt das Programm Freundschaft auf Zeit (2019) zu Vertragsarbeit und Internationalismus in der DDR vorgestellt. Er ist derzeit verantwortlich für das Archivprojekt re-selected der Kurzfilmtage Oberhausen. In diesem Rahmen recherchiert er u.a. zu Amos Vogels Arbeit als USA-Korrespondent der Kurzfilmtage in den 60er Jahren.
Stefanie Schulte Strathaus ist Filmkuratorin und Ko-Direktorin des Arsenal - Institut für Film- und Videokunst sowie Leiterin des Berlinale-Programms Forum Expanded. Von 2001-2019 war sie Mitglied des Auswahlkomitees des Berlinale Forums. Von 2010-2013 konzipierte und leitete sie das Projekt „Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart“. Schulte Strathaus ist Mit-Initiatorin des silent green-Projekts „Film Feld Forschung“ sowie Mitglied der Institutsräte Harun Farocki Institut, Masterprogramm Film Culture an der University in Jos/Nigeria und NAAS | Network of Arab Alternative Screens.
Regie Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen Deutschland 2015
95 min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Malve Lippmann, Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen
Das Kino Alfred Talkies liegt mitten in Mumbai in einem alten Kolonialstilhaus. Großflächig gemalte Plakate und ein ausladender Saal mit unzähligen Deckenventilatoren locken die Zuschauer*innen vorbei am uniformierten Sicherheitsmann, wo sie bei Actionfilmen Ablenkung vom Alltag finden. Original Copy zeigt das Kino und seine Mitarbeiter*innen als familiäres Ensemble mit strikter Arbeitsteilung. Dabei fokussiert der Film vor allem auf den kettenrauchenden Plakatmaler Sheikh Rahman: Als Mischung aus Trickster und Altem Meister herrscht er seine Helfer an, gibt Lebenstipps und erzählt Witze, während vor unseren Augen langsam ein Gemälde entsteht und im Hintergrund die Bollywood-Soundtracks dröhnen.
Malve Lippmann studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und am Institut für Kunst im Kontext (UdK) in Berlin. Als freiberufliche Bühnenbildnerin und Künstlerin zeichnete sie international verantwortlich für die Gestaltung zahlreicher Performances, Opern- und Schauspielproduktionen. Seit 2010 ist Malve Lippmann als Kuratorin und Kulturmanagerin tätig, leitet künstlerische Workshops und Seminare und ist in diversen Kultur- und Community-Projekten aktiv. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von bi’bak und SİNEMA TRANSTOPIA.
Florian Heinzen-Ziob drehte mit Original Copy seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm, der 2015 Weltpremiere auf dem Hot Docs Film Festival feierte und unter anderem auf dem Rotterdam International Film Festival lief. Sein Kurzfilm Zu Ihrer eigenen Sicherheit feierte 2016 auf dem Tribeca Filmfestival und sein zweiter abendfüllender Dokumentarfilm Klasse Deutsch 2018 auf dem Sheffield Doc/Fest Weltpremiere. Er ist Mitinhaber der unabhängigen Produktionsfirma Polyphem.
Georg Heinzen studierte Germanistik und Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und Filmdramaturgie an der HFF in München. Als freier Autor schreibt er Drehbücher für Kino und Fernsehen, Romane und Theaterstücke. 2011 lebte er als Artist in Residence der Kunststiftung NRW in Mumbai, Indien. Dort übernahm er Lehraufträge für die Whistling Woods Filmschool Mumbai und das Film- and Television Institute of India in Puna. Er ist Mitinhaber der unabhängigen Produktionsfirma Polyphem.
Regie Senka Domanović Serbien / Kroatien 2018
87 Min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Branka Pavlovic und Senka Domanović
Occupied Cinema ist ein beobachtender Dokumentarfilm, der die Besetzung des Kinos Zvezda in Belgrad begleitet, eines der 14 Kinos, die einst dem jugoslawischen Staat gehörten und dann an einen Privatinvestor verkauft wurden. Senka Domanović ist Zeugin dieser einzigartigen Allianz von Künstler*innen, Aktivist*innen und ehemaligen Mitarbeiter*innen des Kinos, die für einen gemeinsamen Traum zusammengekommen sind. Aber kollektiver Aktivismus hat seine Tücken. In den Worten der Regisseurin: ”Die Besetzung des Kinos war eine Gelegenheit für die Menschen, zusammenzukommen, sich selbst zu organisieren und eine in sich geschlossene Mikroökonomie zu verwalten, die Marktlogik im Wesentlichen zu umgehen und sich vom ideologischen Apparat des Staates zu lösen. Einen Moment später brach alles zusammen.”
Branka Pavlovic studierte Film-und Fernsehen an der Universität Belgrad und schloss 2009 mit dem Master im Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin ab. Seit 2009 leitet sie als Programmdirektorin das Human Rights Film Festival Free Zone in Belgrad. Als Stipendiatin entwickelte sie an der nGbK Berlin das Kunstvermittlungsprogramm und führt als freie Kunstvermittlerin und Workshopleiterin u.a. an der FU Berlin zahlreiche Seminare und Workshops durch.
Senka Domanović ist Filmemacherin und politische Aktivistin. Sie studierte Journalismus an der Fakultät für Politikwissenschaften in Belgrad und absolvierte parallel dazu die Filmhochschule. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Kurzfilm Arizona. Von 2014 bis 2015 arbeitete sie als Programmdirektorin des Belgrade Documentary and Short Film Festival. Occupied Cinema (2018) ist ihr erster Langfilm.
Regie Ignacio Agüero Chile 1988
56 Min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Dominga Sotomayor und Florian Wüst
Über 20 Wochen fährt Alicia Vega jeden Samstag in eines der Armenviertel von Santiago, Lo Hermida, um eine Filmwerkstatt für Kinder durchzuführen. Viele der Kinder waren noch nie in einem Kino. Sie lernen die Techniken kennen, die der Erfindung des Kinos vorausgingen, sehen Filme der Brüder Lumière und von Charlie Chaplin und gestalten ihre eigenen Filme. Ignacio Agüero dokumentiert nicht nur Vegas beeindruckende Arbeit, sondern veranschaulicht auf poetische Weise die zwischen Fantasie und Wirklichkeit changierende Kraft des Kinos vor dem Hintergrund des Endes der Pinochet-Diktatur in Chile.
Dominga Sotomayor (*1985, Santiago de Chile) ist Regisseurin, Autorin und Produzentin, Mitbegründerin von CINESTACIóN und künstlerische Leiterin des CCC Centro de Cine y Creación. Ihr erster Spielfilm Thursday till Sunday (2012) gewann den Tiger Award beim Rotterdam Film Festival. 2015 feierte sie mit Mar (2014) im Forum der Berlinale Premiere. Für Too Late To Die Young (2018) erhielt sie als erste Frau einen Leoparden für beste Regie beim Filmfestival Locarno. Derzeit ist sie Visitor Professor am Harvard Art, Film and Visual Studies Department.
Florian Wüst lebt als freischaffender Filmkurator, Künstler und Verleger in Berlin. Er ist Mitgründer der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt und war von 2016 bis 2020 Film- und Videokurator der transmediale.
Regie Ehsan Khoshbakht Iran / Großbritannien 2019
84 Min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Can Sungu und Ehsan Khoshbakht
“Der Film wurde gestoppt und jemand sagte, das Kino brennt.” 1979 steckten Islamisten das Kino Rex in Abadan in Brand und läuteten damit einen Wendepunkt der Islamischen Revolution und das Ende des iranischen Nachkriegskinos ein – 422 Menschen starben. “Filmfarsi” ist eine Bezeichnung für die populären iranischen Low-Budget-Filme, die damit zu ihrem Ende kamen: Hybride aus recyceltem und neu codiertem Genrekino, weder ganz Film, noch ganz Farsi. In seiner Archäologie von VHS-Bootlegs begibt sich Eshan Khoshbakht auf die Suche nach dem kollektiven Unterbewussten einer “Nation mit gespaltener Persönlichkeit” und gräbt Sedimente aus Machismo und Homoerotik, “Madonnen” und “Huren”, Klassenkonflikten, Liebe, Sex und Gewalt aus.
Can Sungu studierte Filmdesign und visuelles Kommunikationsdesign in Istanbul und am Institut für Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Er leitete Workshops und Seminare im Bereich Film und veröffentlichte Texte zu Film und Migration. Als Künstler nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem an der MMSU Rijeka, dem Künstlerhaus Vienna und REDCAT Los Angeles. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi'bak.
Ehsan Khoshbakht ist ausgebildeter Architekt, Filmkurator, Autor und Filmemacher. Er ist Co-Leiter des auf Filmgeschichte und -restaurationen spezialisierten Festival Il Cinema Ritrovato. Er hat ausführlich zu Film, Architektur, Jazz, amerikanischem und iranischem Kino geschrieben.